4.) Wie Kritik/Feedback aussehen sollte
Bevor wir uns ansehen wie die Kritik aussehen sollte, schauen wir uns erstmal an was für Aspekte wir überhaupt kritisieren können. Im Grunde können wir es auf zwei Bereiche reduzieren: Aspekte der Darstellung und den Aspekt des Themas.
Aspekte der Darstellung
Diese sind in der Regel einfacher zu kritisieren und auch das, was die meisten tatsächlich kritisieren werden. Also was kann man hierzu sagen?
Das
Medium
Das Medium ist die Kunstform, für die sich der Künstler entschieden hat. Malerei, Plastik, Fotografie usw.
Mögliche Kritikpunkte:
> Wurde das richtige Medium für ein Werk gewählt? Oder würde das Werk in einem anderen Medium besser wirken?
> Wo liegen die Stärken des Künstlers beim gewählten Medium? Wo die Schwächen? Und wie kann man diese verbessern?
Die Technik
Medium und Technik gehen Hand in Hand. Es gibt Unmengen an Techniken in der Malerei und anderen Kunstformen. Man bedenke die Lyrik und all ihre Stilmittel..
Mögliche Kritikpunkte:
> Wie viel holt der Künstler aus seinem Medium heraus? Benutzt er durchgehend eine Technik, oder sind verschiedene zu erkennen?
> Hat er die genutzten Techniken bereits gemeistert oder sind sie verbesserungswürdig? Wie könnte man sie verbessern?
> Unterstützt die gewählte Technik die Absicht des Künstlers/ die Aussage/Wirkung vom Bild? Hätte eine andere Technik eventuell besser gepasst?
Komposition
Unter der Bildkomposition versteht man die Anordnung und Verbindung der verschiedenen Elemente im Bild.
Mögliche Kritikpunkte:
> Unterstützt die Komposition die Wirkung/Aussage des Bildes?
> Ist die Komposition in sich stimmig? Oder gerät sie aus den Fugen? Was hätte man anders machen können?
> Ist die Komposition streng geometrisch oder eher organisch? Wie wirkt sich das auf das Bild aus?
Kontraste
Es gibt vielerlei Kontraste, von Hell/Dunkel – über Farb – hin zu Oberflächenkontrasten
Mögliche Kritikpunkte:
> Gibt es genug Kontraste, oder wirkt das Bild sehr eintönig auf Grund mangelnder Kontraste?
> Wurde gut mit dem Hell/Dunkelkontrast gearbeitet um dem Bild Tiefe zu verleihen? Oder sieht es immer noch zweidimensional aus? Müssen die Kontraste stärker sein?
Aspekte des Themas
Diese sind meist eher persönlich, darum fällt es einem oftmals schwer etwas dazu zu sagen.
Mögliche Feedbackpunkte:
> Wie wirkt das Bild auf mich? Ruft es irgendwelche Emotionen hervor?
> Was war die Intention des Künstlers?
> Interpretiere ich das Bild vielleicht ganz anders als er?
Mir ist klar, dass niemand auf all das Zeug eingehen kann oder will, vor allem da unsere Galerie von Characterportraits und Aufträgen dominiert wurde/wird, aber es sollte zumindest ein Anstoß sein.
okey, wir haben nun gelernt, was wir kritisieren können, also los geht’s, kritisieren wir ein bisschen!
„desch
kawaii!!!“
„Ihre
Arme sehen voll komisch aus“
„Ich
mag deine Bilder“
„Die
Komposition ist doof“
Das sind alles weder Kritiken, noch brauchbares Feedback, mit solchen Aussagen können die wenigsten etwas anfangen. Kritik sollte konstruktiv sein und gezielt auf den Punkt gebracht werden. Wir müssen etwas mit der Kritik anfangen können; sie muss einen Nutzen für uns haben. Sie sollte nicht eine einfache Liste aus Makeln und vagen Komplimenten sein. Aussagen, wie jene oben, mögen zwar stimmen, aber bieten weder Lösungsansätze für den Künstler, noch stützende Argumente warum die Arme nun voll komisch aussehen. Stattdessen sollte die Kritik stützende Aussagen für die jeweilige Meinung beinhalten.
„Ich
merke du hast deine Referenzen von japanischem Essen mit Nekofaces
gut studiert und das in dein Werk mit einbringen können, weshalb es
auf mich sehr kawaii wirkt.“
„Ihre
Arme sehen etwas seltsam aus, da ihr Oberarm im Verhältnis zum Rest
des Körpers viel zu kurz ist. Der Ellenbogen Sollte in etwa auf der
Höhe der Taille sitzen!“
„Ich
mag deine Bilder auf Grund deiner spannungsvollen Kompositionen, die
du mit der kräftigen Farbgebung noch weiter unterstreichst.“
„Die
Komposition ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten, da die
Bildfläche auf der linken Seite total überfüllt, und auf der
rechten Seite so gut wie leer ist. Vielleicht kannst du beim nächsten
Mal drauf achten, das etwas auszubalancieren.“