Weihnachtsgeschichten und Neujahrspartys

Rudolpho

Dorf Ruben besticht zur Winterzeit mit dem Anblick verschneiter Bäume und schneebedeckter Dächer. Daher fällt den Eldritsuchern die Wahl für ihren Aufenthalt nicht schwer und Hagard stellt ihnen eines der direkt am See liegenden Holzhäuser zur Verfügung. Als Rena eines Morgens aufwacht und den Vorhang vom Fenster des gemeinsamen Schlafzimmers zur Seite zieht, fällt ihr Blick sofort auf den über Nacht zugefrorenen See. “Mach den Vorhang wieder zu, ich will noch weiterschlafen”, jammert Elsword und zieht die Decke über den Kopf. “Nein, der bleibt auf, schließlich sollt ihr mir beim Schlittschuhlaufen von hier oben zuzuschauen”, antwortet Rena kichernd.

“Ich begleite dich!”, ruft Eve, “Oberon kann wahre Kunststücke auf dem Eis vollbringen, das muss man gesehen haben.” Rena und die Nasodkönigin verlassen das Haus. Während sich Rena noch ihre Schlittschuhe anziehen muss, hat sich Oberon bereits aufs Eis begeben und legt für Eve und Ophelia eine beeindruckende Aufführung hin. Raven lässt sich unauffällig auf einer Bank nieder, um zuzuschauen. Rena greift nach ihren Schlittschuhen, als sie ein Schneeball am Hinterkopf trifft. Geschwind dreht sie sich um und erblickt als einzigen Verdächtigen Raven, der auf einen einige Meter entfernten Busch zeigt, als Rena ihn böse ansieht. Vorsichtig nähert sich die Elfe dem Busch, um nachzusehen, was dort ist, als ein weiterer Schneeball angeflogen kommt, dem sie jedoch noch gerade so ausweichen kann. Es raschelt im Gebüsch und hervor tritt ein kleiner Poru. “Du siehst aber niedlich aus”, lacht Rena, als sie sieht, dass dieser ein Rentierkostüm trägt, “trotzdem, warum hast du die Schneebälle auf mich geworfen?”

Der Poru schaut auf den Boden und stammelt vor sich hin: “Ich habe euch am Fluss entdeckt und da ich schlecht gelaunt bin, meine Wut an dir ausgelassen.”

“Warum bist du denn schlecht gelaunt?”, hakt Rena nach. Der Poru im Rentierkostüm berichtet: “Ich bin ein Helfer von Santa Poru und verteile mit ihm jedes Jahr die Geschenke. Doch wie man an meinem Outfit sieht, mag ich Rentiere und ich wäre so viel lieber eines von ihnen und wünschte mir, ich könnte mit den anmutigen Senars den voll beladenen Schlitten durch die Lüfte ziehen. Und weil ich keines von ihnen sein kann, bin ich von dort weggelaufen.”

Sanft streichelt Rena dem Poru zwischen dem Geweih über den Kopf “Weißt du, genau wie du gerne ein Rentier wärst, würde Raven auch gerne wie wir auf dem Eis laufen, aber sein Nasodarm ist so schwer, dass es einbrechen würde … oder ich würde gerne wie die anderen eine Wintermütze tragen, aber meine Ohren sind dabei im Weg. Wenn wir an den Dingen nichts ändern können, sollten wir uns nicht weiter damit belasten und das beste daraus machen. Du solltest zu Santa Poru zurückkehren …”, Rena bemerkt, dass der Poru verschwunden ist, “... er sucht dich bestimmt schon.” An Heiligabend entdeckt Rena ein Geschenk, von dem niemand weiß, woher es kommt. Als sie dessen Inhalt erblickt, beginnen ihre Augen zu strahlen, denn in den Händen hält sie eine Strickmütze, die auch die langen Elfenohren bedeckt.

Endlich. Endlich keine Klausuren mehr, endlich ein bisschen Ruhe und Entspannung, endlich Ferien. Das alles schießt Maria durch den Kopf, während sie ausgeschlafen aus dem Bett steigt. Es ist schon eine Weile her, dass sie so spät um 11 Uhr aufstehen kann, ohne Probleme zu bekommen. Während der Schulzeit ist es nämlich der Wecker, der sie täglich um 5 Uhr aus dem Bett schmeißt. Es ist der 20. Dezember, Weihnachten steht vor der Tür! Schlurfend begibt sie sich in die Küche, um etwas zu frühstücken. Zumindest falls sich die Mahlzeit so kurz vor Mittag noch als Frühstück bezeichnen lässt. Wie jeden Tag schaut sie während des Frühstücks auf ihr Handy, um die neusten Nachrichten ihrer Freunde zu lesen. Einen Chat verfolgt sie besonders gern. Ein Chat, bestehend aus 6 Freunden, die sie alle auf eine Weise kennengelernt hat, die für ihre Eltern anfangs nicht ganz verständlich war. Immerhin lernten sie ihre Freunde ausschließlich in der Schule, im Sportverein oder durch Partys kennen. Maria jedoch lernte diese 6 Personen vor 4 Jahren in Elsword kennen, einem Onlinespiel, in dem sich jeder Spieler einen Charakter aussucht, um gemeinsam mit ihm oder ihr Abenteuer in Elios, der fiktiven Spielwelt, zu bestreiten. Grinsend liest sie, wie ihre Freunde über das aktuelle Weihnachtsevent diskutieren, während sie sich gleichzeitig mit ihren Eltern unterhält. „Wann wollt ihr euch eigentlich wieder treffen? Es wird doch langsam wieder Zeit, oder?", hört sie ihre Mutter fragen, die inzwischen begriffen hat, dass sich die Onlinefreundschaft über die Jahre hinweg zu einer realen Freundschaft entwickelte. „Das könnte dieses Jahr etwas schwierig werden, weil alle so beschäftigt sind und so weit auseinander wohnen", schmollt Maria. „Aber selbst wenn wir uns nicht treffen, werden wir auch diese Weihnachten wieder Spaß haben!" „Ich mag sie sehr. Ich würde sie gern mal persönlich kennenlernen", entgegnet der Vater. „Immerhin muss ich doch sehen, welcher Person du letztes Jahr diese Figur geschenkt hast, wegen der du den Leuten von der Post die Hölle heiß machtest, weil sie es irgendwie schafften, sie 7 Tage verspätet zu liefern". Maria lachte. Ja, da war tatsächlich etwas gewesen. Letztes Jahr bestellte sie eine kleine Ara-Figur für einen ihrer Freunde. Ara ist eines der vielen spielbaren Charaktere. Ein weiblicher Charakter mit einer tiefgründigen Hintergrundgeschichte, die auch viele andere Spieler sehr mögen. „Ja, das stimmt, das war wirklich ziemlich knapp. Aber es hat sich gelohnt! Außerdem habe ich ja selbst wunderbare Geschenke erhalten, das war es also wert", sagt sie, während sie an ihre Rena-Tasse denkt. Auch Rena ist einer der Charaktere, die sich von Ara allerdings hinsichtlich der Hintergrundgeschichte aber auch von der Spielweise her unterscheidet. „Diese Tasse zahlten sie gemeinsam, oder?", fragt ihre Mutter. „Sie haben sie auch selbst designt und signiert, richtig?" Bei diesen Worten überkommt Maria eine Welle der Zuneigung. „Mama, Papa, ihr hättet kein Problem damit, wenn sie hierherkommen würden, oder?" „Natürlich nicht, mein Schatz", antwortet ihre Mutter lächelnd. „Immerhin ist es das Fest der Liebe, richtig?" Maria strahlte. Froh, dass ihr ein Spiel so wunderbare Freunde bescherte.

Frohe Weihnachten!

Es war ein Wintertag wie jeder andere in Elios: Schnee bedeckte Natur und Häuser und die Kinder fuhren auf Eis Schlittschuh.

Doch ein Unterschied zu anderen Wintertagen fiel einem sofort auf: Die Bewohner, welche sonst vor den Kamin in der Wohnung das Schneetreiben bewunderten oder mit ihren Kindern spielten gingen durch die Straßen auf der Suche nach Geschenken für die Liebsten. Add konnte das nicht verstehen. Jedes Jahr fragte er sich, weshalb man Geschenke besorgt und diese dann vor den anderen versteckt, nur damit Freunde und Verwandte diese an Weihnachten öffnen könnten.

„Was für eine unnütze Tätigkeit“, dachte er sich jedes Jahr. „Man könnte die Geschenke auch den Personen direkt geben anstatt sie ewig zu verstecken, nur damit man die Geschenke an Weihnachten öffnen kann“.

Es nervte ihn, aber da sogar die anderen Eldritsucher diesem „Weihnachtsbrauch“ folgten, müsse er wohl trotzdem Geschenke kaufen. Doch was könnte man ihnen schenken? Ciel stand zu Weihnachten eh nur in der Küche und kochte, Lu dachte nur ans Essen und von den anderen hatte er sich meistens fern gehalten. Nur über Eve wusste er etwas besser Bescheid, aber was kann man denn einem Roboter schon schenken?

„Wieso muss ich so etwas tun? Das letzte Weihnachten habe ich mit meinen Eltern gefeiert und die sind lange tot (zudem war es dank meinem Vater nie ein sonderlich fröhliches Fest)“.

Er beobachtete Menschenmengen und auf einmal bemerkte er Rena und Raven, die fröhlich redeten und auf dem Weg zu Hamels Weihnachtsmarkt waren. Vermutlich gingen sie Geschenke kaufen. Ob er sie einfach fragen sollte was sie sich wünschen? Nach kurzem Überlegen entschied er sich dagegen und kaufte in verschiedenen Läden Geschenke, von denen er vermutete, dass sie den anderen gefallen und ging zurück in die Mietwohnung, in der zur Zeit alle Eldritsucher wohnten. Dort fielen ihm sofort der Lebkuchengeruch und die Girlanden an den Fenstern auf. Im Wohnzimmer stand sogar schon ein Weihnachtsbaum, unter dem bereits einige Geschenke lagen.

„Bestimmt bekomme ich dieses Jahr wieder kein Geschenk… wie immer“, dachte sich Add und legte die Geschenke unter den Weihnachtsbaum. An diesem Abend blieb er noch lange wach und überlegte ob vielleicht doch etwas bekommen würde. Am nächsten Morgen war es dann soweit. 24. Dezember, der Tag der Bescherung. Lu und Ciel waren schon aufgestanden, um sich um das Weihnachtsessen zu kümmern oder besser gesagt: Lu nascht so lange bis Ciel beschließt, sich alleine um das Essen zu kümmern. Abends war es dann soweit.

Erst aßen alle Eldritsucher einen leckeren Weihnachtsbraten und danach packten sie die Geschenke aus. Elsword, Elesis und Rena bekamen einen Schal. Aisha ein Zauberbuch, Ara und Chung Waffenzubehöre, Lu bekam Kekse und Ciel weitere Notizbücher. Nur Add bekam anscheinend wieder keine Geschenke, da kam Eve auf ihn zu, mit einem Geschenk.

„Ist das für mich?“ fragte Add

„Ja. Fröhliche Weihnachten, Add“, antwortete Eve.

Danach kam jeder der anderen, gab Add ein Geschenk und wünschte ihm Frohe Weihnachten, sogar Elesis. Diese Nacht dachte Add nur noch eins:

„Ich freue mich schon auf das nächste Weihnachten.“

Mein erstes Weihnachtsfest bei den Eldritsuchern

Älteste, wie es Euch wohl ergangen ist? Mir geht es gut. Ich habe mein Weihnachten bei Elsword, Aisha und Co. verbracht. Das war das erste Mal, dass ich nicht mit den Elfen feierte, sondern mit Menschen, und die Bräuche waren exakt die gleichen. Lasst mich Euch erzählen, wie mein Weihnachtsfest war, denn dieses war ganz besonders für mich..

Fast jeder in der Gruppe war beschäftigt mit den jeweiligen Pflichten an Heiligabend, so musste ich zusammen mit Chung, Ara und Rose das Abendessen zubereiten. Ciel, Aisha und Eve backten Kekse, Raven und Add besorgten den Weihnachtsbaum und schmückten diesen, Elsword, Elesis und Ain dekorierten das Haus, was uns zur Verfügung gestellt wurde, und Lu schlief einfach nur. Als wir alle gegen Abend fertig mit unseren Pflichten waren, versammelten wir uns im Wohnzimmer, um gemeinsam zu speisen und auf Mitternacht zu warten. Aber ich bemerkte, zwanzig Minuten vor Mitternacht, dass Raven fehlte. Also suchte ich ihn und fand ihn auf dem Balkon. Er stand da, angelehnt an das Gelände, und schaute in den Himmel mit einem traurigen Blick. Ich ging zu ihm und fragte ihn, was los sei. Er erzählte mir, dass es sein erstes Weihnachten ohne seiner Verlobten wäre, und dass er sie sehr vermisse. Man sah seine tiefe Trauer in seinem Gesicht, ein Gesicht, was viel Schmerzhaftes durchlebt hatte. Und dieses Gesicht wollte ich um jeden Preis aufmuntern. Aber etwas stichte in meinem Herzen, als ich das Wort „Verlobte" hörte. Trotzdem wollte ich ihn aufmuntern. Entschlossen legte ich meine Hand auf seine Schulter und versicherte ihm, dass sie ganz bestimmt über ihn wache. Er schaute mich an, lächelte und bedankte sich bei mir für diese Worte. Ich lächelte zurück und wir schauten eine Weile gemeinsam den sternenklaren Nachthimmel an. Dann sah er mich an und sagte, dass wir uns eigentlich küssen sollten, und deutete auf den hängenden Mistelzweig an der Balkontür. Errötet bemerkte ich diesen erst jetzt und drehte meinen Kopf weg. Er lachte nur, woraufhin er sagte, dass es nicht nötig sei. Doch irgendwas in mir verlangte danach. Ein Verlangen, ihn zu küssen. Zu küssen, um ihn seine Trauer wegzunehmen. Seine Trauer um seine verstorbene Verlobte. Seine verstorbene Verlobte, die mich immer traurig machte, wenn er an sie dachte. Als er gerade gehen wollte, hielt ich ihn an der Schulter fest und überraschte ihn mit einem Kuss auf die Wange. Er wurde rot und sah mein ganz errötetes Gesicht an. Ich schaute weg und fragte ihn, ob wir langsam zu den Anderen zurückgehen sollten. Er bejahte meine Frage und wir gingen beide mit einem Hauch von Röte im Gesicht wieder ins Wohnzimmer, um mit unseren Freunden zusammen Weihnachten zu feiern.

Älteste, wie es Euch wohl ergangen ist? Das Weihnachtsfest war bei mir wunderbar und ich glaube, dass ich verliebt bin.

Add hielt nichts von Festen. Speziell nicht von Weihnachten. Warum sollte man etwas feiern, das nicht einmal wissenschaftlich bewiesen war? Und trotzdem saß er jetzt in einem kleinen Haus in Ranox und beobachtete seine Teammitglieder, wie sie mit lächerlicher Motivation ihre heißgeliebte Weihnachtsfeier vorbereiteten.

Rena hatte ihn ermahnt, sich mehr gegenüber seiner sogenannten Familie zu öffnen. Von wegen Familie. Nutzlose, naive Idealisten traf es wohl eher. Allein wenn er sah, mit welch strahlenden Augen Chung seine kleinen Handgranaten an den Tannenbaum hing. Sollte das etwa der Ersatz für Christbaumkugeln sein? Erbärmlich. Fast so erbärmlich wie der Anblick von Ara, die ungeschickt auf ihrem Speer balancierte, um einen Stern auf die Spitze des Baumes zu setzen.

„Ich wusste gar nicht, dass du so interessiert an Aras Unterwäsche bist.“, lachte jemand. Da realisierte er erst, dass man von aus seinem Winkel einwandfrei unter Aras kurzes Weihnachtskleid linsen konnte.

„Was kann ich dafür, wenn sie ein rotes Handtuch als ausreichende Kleidung ansieht?“

Verlegen wandte er sich zu Elesis. „Was machst du überhaupt hier? Hast du nicht irgendetwas Weihnachtliches zu tun?“

Wie ihre Augen sofort anfingen zu leuchten… Kindisch.

„Oh ja! Ich wollte ja die Kerzen anzünden!“

Sie hob ihre Hand. Diese Pose… Ein kalter Schauder erfasste ihn.

„Flammenflü-!“

„NICHT!“

Hastig packte er sie am Handgelenk und zog die Hand herab.

„Bist du wahnsinnig? Willst du das ganze Haus abfackeln?“

„Oh, das könnte vielleicht wirklich passieren…“

Ihr dümmlich-überraschter Blick reizte ihn nur noch mehr. Doch sich über seine Teammitglieder aufzuregen, war reine Zeitverschwendung. Darum rollte er nur die Augen und meinte genervt:

„Ich gehe mal zu Wundertüte. Brauche ein paar Mana-Elixiere.“

„Aber Elsword und Rena bräuchten deine Hilf-“

„Bye!“

Hastig stieg er auf seine Dynamos und sauste aus dem Haus. Allein vom Gedanken an Rena und Elsword in der Küche wurde ihm schlecht. Das konnte doch nicht gut gehen. Seufzend glitt er durch die belebten Straßen von Ranox. Dabei blieb sein Blick an einer Familie hängen. Der kleine Junge saß auf den Schultern seiner Mutter und zeigte aufgeregt auf die bunten Lichterketten, die das ganze Dorf verzierten, während der Vater daneben einen kleinen Baum trug. „Mutter…“ Sein Bauch verkrampfte sich beim Gedanken an sie. Was würde er dafür geben, noch einmal mit ihr Weihnachten zu verbringen…

„Add? Was machst du denn hier?“

Freundlich winkte ihm Raven zu, der gerade aus dem Laden von Wundertüte kam.

„Ich suche Ruhe.“

Raven schmunzelte. „Steht das Haus noch?“

„Noch…“

„Wo willst du jetzt hin?“

„Keine Ahnung… weit weg. Dieser Weihnachtsquatsch ist nix für mich.“

Raven seufzte und kam näher. „Aber es ist ein Fest der Familie.“

Ärgerlich verschränkte er die Arme. „Ja und? Ihr seid nicht meine Familie. Meine Familie ist lange tot.“

„Meine auch. Und trotzdem gehe ich jetzt nach Hause.“

„Warum?“

Weil sie mich als ihre Familie ansehen. Genau wie dich, Add.“

Verlegen blickte er weg, während sich ein warmes Kribbeln in seinem Körper ausbreitete.

„Komm! Sie warten auf uns.“

„Na gut.. Hab eh nichts Besseres zu tun…“

„Frohe Weihnachten, Add!“

„Dir auch…“